„Kraftpakete aus der Natur“ – Folge 3: Antioxidantien – Die stillen Helden im Bierglas
von Réka Enz
MIT DEM BRS SYSTEM ANTIOXIDANZIEN MESSEN

Willkommen zurück zu unserer Blogserie „Kraftpakete aus der Natur“! In Folge 2 drehte sich alles um den Wein. Jetzt in Folge 3 tauchen wir ein in die Welt des Biers.
Antioxidantien sind so etwas wie die unsichtbaren Bodyguards deines Bieres. Ohne sie? Da schmeckt dein Lieblings-Pale Ale schnell nach Pappe, sieht trüb aus und verliert seine Frische. Aber was genau machen diese Schutzstoffe im Bier – und warum sind sie so wichtig?
Oxidation – Der unsichtbare Feind des Biergenusses
Oxidation klingt harmlos, ist aber im Brauwesen gefürchtet. Wenn Sauerstoff oder andere reaktive Sauerstoffverbindungen mit Bierbestandteilen wie Hopfenölen, Fettsäuren oder Proteinen reagieren, beginnt der schleichende Qualitätsverlust.
Was passiert bei oxidiertem Bier?
- Es riecht und schmeckt „papptrocken“ oder nach „nassem Karton“ (Trans-2-Nonenal lässt grüßen)
- Fruchtige Hopfennoten verfliegen – gerade bei IPAs ein Drama!
- Das Bier wird trüb und verändert die Farbe
- Und nicht zuletzt: Die Haltbarkeit leidet erheblich
Und das Schlimmste? Bereits kleinste Sauerstoffeinträge – z. B. bei der Abfüllung – können diesen Prozess starten.
Wofür brauchen wir Antioxidantien beim Brauen?
Antioxidantien wirken wie Schutzschilde und helfen an mehreren Fronten:
- Vermeidung von Fehlaromen
Sie stoppen Reaktionsketten, bevor z. B. Trans-2-Nonenal (Pappton) überhaupt entsteht.
- Schutz empfindlicher Hopfenaromen
Gerade in hopfenbetonten Bieren wie Pale Ales oder NEIPAs helfen Antioxidantien dabei, die fruchtig-frischen Noten zu bewahren.
- Farbstabilität
Oxidation macht helle Biere dunkler. Antioxidantien verhindern diesen „Bräunungseffekt“.
- Schaumhaltbarkeit & Klarheit
Oxidierte Proteine = schlechter Schaum. Oxidierte Polyphenole = Trübung. Antioxidantien halten dagegen.
Welche Antioxidantien stecken im Bier?
Die natürlichen Bodyguards
Diese kommen direkt aus den Rohstoffen – ganz ohne Zusatzstoffe:
- Polyphenole (aus Malz & Hopfen): Können oxidationshemmend wirken, in hohen Dosen aber auch Trübungen fördern.
- Melanoidine: Entstehen durch Maillard-Reaktionen (z. B. beim Mälzen oder Kochen) und binden Sauerstoff und Metallionen.
- Sulfhydrylgruppen: Kleine Schwefelverbindungen in Aminosäuren, die freie Radikale neutralisieren.
- Ascorbinsäure (Vitamin C): Natürlich nur in Spuren vorhanden, aber hocheffektiv – wenn richtig dosiert!
Technologische Helfer
In modernen Brauereien wird gezielt nachgeholfen – vor allem beim sensiblen Schritt der Abfüllung:
- Ascorbinsäure (E300): Wird oft als Sauerstofffänger zugesetzt, besonders bei der Abfüllung.
- Metallsalzbinder (z. B. EDTA, Phytate): Hemmen oxidationsfördernde Spurenelemente wie Kupfer oder Eisen.
- Schwefelverbindungen: In Bieren unüblich, aber in Spezialfällen (z. B. alkoholfreies Bier) denkbar.
An welchen Stellen im Brauprozess sind Antioxidantien besonders wichtig?
Prozessstufe |
Antioxidative Funktion |
Mälzen |
Bildung von Melanoiden mit Schutzwirkung |
Maischen |
Polyphenol-Management |
Würzekochen |
Weitere Melanoidbildung, Inaktivierung von Enzymen |
Kühlen & Whirlpool |
Minimierung von Sauerstoffeintrag |
Gärung |
Hefe bindet O₂ – natürliche Antioxidationsbremse |
Reifung / Lagerung |
Oxidationsschutz über Zeit hinweg |
Abfüllung |
Kritischer Punkt – Einsatz technischer Antioxidantien |
Lagerung beim Konsumenten |
Licht- & Sauerstoffschutz entscheidend für Qualität |
Besonders bei der Abfüllung zählt jeder Handgriff. Sauerstoffeintrag hier = Qualitätskiller. Deshalb: CO₂-Vorspülung, Inertgasnutzung und ggf. Ascorbinsäure als Rettungsanker.
Die Balance macht’s
Antioxidantien sind wichtig – aber zu viel des Guten kann auch schaden. Polyphenole z. B. führen bei Überdosierung zu Trübungen und adstringierendem Geschmack.
Die Kunst liegt im Gleichgewicht – ein ausgewogenes Redoxpotenzial ist entscheidend. Nicht nur Winzer, auch Brauer achten zunehmend auf diese Balance.
Fazit: Ohne Antioxidantien kein gutes Bier
Antioxidantien arbeiten im Verborgenen, aber ohne sie:
- kein frischer Geschmack
- kein klares Aussehen
- keine stabile Schaumkrone
- keine lange Haltbarkeit
Sie sind die wahren Helden im Braukeller. Mit ihnen bleibt dein Bier das, was es sein soll: Ein ehrlicher, frischer Genuss – vom ersten Schluck bis zum letzten Tropfen.
Die Innovation: Das BRS (BQC Redox System)
Aber wie misst man die antioxidative Kraft eigentlich? kDie sogenannte TAC (Total Antioxidant Capacity) liefert hier einen wertvollen Überblick – doch herkömmliche Methoden sind oft teuer, aufwendig und nicht leicht vergleichbar. Genau hier kommt ein echter Gamechanger ins Spiel: das BQC Redox System (BRS). Dieses tragbare Gerät macht es möglich, die antioxidative Kapazität von Lebensmitteln schnell, präzise und kostengünstig zu bestimmen – ganz ohne Labor.